Kunstausstellung
Ein- und Aus-Sicht
Turm Scheinfeld
Ein Kirchturm ermöglicht Ausblicke. Bei einem neuen Kirchturm sind es sogar noch nie gesehene Ausblicke. Seine Fenster bieten jeweils einen Ausschnitt der umgebenden Landschaft. Das greift die Schwabacher Malerin Gabriele Fuchs für ihre Ausstellung im neuen Scheinfelder Kirchturm auf. Dort zeigt sie Aussichtsbilder, die sich wie zusätzliche Fenster an die Wände der verschiedenen Etagen schmiegen. Dabei verbinden ihre Werke spirituelle Anklänge mit der harten Realität. Denn es ist der Klimawandel, der sie inspiriert hat. Ein Thema, das deutliche Berührungspunkte mit den Botschaften der christlichen Theologie hat. Alle Werke vermitteln auch einen stark sakralen Eindruck. Die Assoziation mit Kirchenfenstern ist kein Zufall.
„Windkraft“ hat Fuchs ihre Serie mit Bildern genannt, mit denen sie Blicke auf neue Strukturen in der Landschaft freigibt. „Windräder können schön sein“, lautet ihre Überzeugung. Denn dem ersten Impuls einer Störung der Landschaft folgt bei Fuchs die Einsicht, dass wir dieser Technik warmes Wasser und ein wohliges Wohnzimmer verdanken. „Deshalb müssen wir die Ästhetik der Technik sehen“, sagt sie. Das hat die Malerin zum Maßstab ihrer Bilder für den Scheinfelder Kirchturm gemacht. In einer äußerst reduzierten Form zeigt sie die riesigen Rotoren, die den Himmel durchschneiden.
Einmal ist das Blau mit sehr breitem Pinsel und ebenso dynamischer wie rhythmischer Bewegung aufgetragen. Das zweite Bild teilt ein tiefer Horizont. Bestellte Felder geben ihm eine Struktur, die sich am Himmel fortsetzt. Riesige Windräder teilen ihn in blaue Segmente. Die Farben verleihen dem Bild Tiefe. Unterschiedliche Blautöne sind für die Leuchtkraft des Himmels verantwortlich. Die beiden kleineren Bilder folgen diesen Grundmotiven, stellen die Energieerzeugung aus Windkraft zugleich aber in den Zusammenhang der Unwägbarkeiten in der Natur.
Gabriele Fuchs findet, dass das Thema “erneuerbare und saubere Energie“ auch für die Kirche in Deutschland aktuell ist. „Schließlich geht es um die Zukunft der gesamten Menschheit“, sagt sie. Ihre Bilder will sie aber nicht nur eindimensional als irdische Mahnung verstanden wissen. Denn Gabriele Fuchs will die Windkraft künstlerisch erlebbar machen. „Wir können den Wind nicht sehen, aber er kann sehr viel in Bewegung bringen.“ Diese Botschaft sollen ihre Bilder ebenfalls transportieren. So lässt sich Fuchs’ Meinung zufolge dann auch ein bedeutender Bogen zur Bibel spannen. Dort gibt es das Wort „ruah“, das meist mit „Heiliger Geist“ übersetzt wird. Aber eigentlich bedeutet es „Atem“ oder „Wind“.
Gabriele Fuchs wird im neuen Scheinfelder Kirchturm weitere Bilder präsentieren. Dabei handelt es sich um Werke mit theologischem und spirituellem Inhalt. Gleichsam allegorisch greift sie Themen wie Gnade, Schuld und Vergebung auf.